Es ist kühl geworden, zudem fliegen mir laufend die Blätter davon, auf denen ich meine Notizen machen will. Die Sirene hat gerade getutet und das Abendessen angesagt. Es ist besser sich frühzeitig in der Warteschlange vor dem Speisesaal einzureihen. Nicht dass es nichts mehr zu essen gäbe. Dies ist meistens von Anfang an nicht mehr warm. Aber die Ersten können wenigstens noch sitzen, wo sie wollen. Am Selbstbedienungsbuffet gibt es Brot, Salat, Suppe, Hauptgang und oft noch ein Dessert oder eine Frucht. Die Getränke können an einem separaten Tisch gekauft werden. Das Zahlungsmittel auf dem Schiff ist eine Art DM. Man muss am Rezeptionsschalter eine Währung in Form von grauen, bedruckten Zetteln kaufen. Wer mit DM bezahlt erhält diese Zettel 1:1. Nach dem Essen treffen wir uns in der Türkischen Bar zu einem Mokka oder einem Tee und wechseln nach 11.00 Uhr in die Disco. Dort läuft nicht sehr viel, wir sind gerade die einzigen Gäste. Da wir von der Hinfahrt die Musik kennen, nehmen wir unsere eigenen Kassetten mit. Der Barkeeper der gleichzeitig auch die Stereoanlage bedient, ist so nett auch mal unseren Musikgeschmack zu berücksichtigen. Kurz nach 12.00 Uhr tauchen noch weitere Gäste auf, doch ich bleibe nicht all zulange und gehe schlafen. Wir haben 4er-Innenkabinen, also je zwei Doppelkojen mit dazugehörigem Badezimmer. In der Koje, vor dem Einschlafen habe ich noch etwas Zeit, dir zu erzählen wie wir uns in Istanbul zurechtgefunden haben.

 

Eigentlich sind wir zu früh von der Autobahn abgefahren. Wir befanden uns in der Nähe des Flughafens. Doch aus dieser Richtung ist es einfacher sich zu orientieren, da man am Meeresufer entlang fahren kann. Wir mussten mehrmals fragen. Deutsch sprach niemand von den angesprochenen, zum Teil ein paar Worte Englisch. Zum Glück hatten wir unsere Hotelzimmer in einem so berühmten "Kasten". Es schien eines der besten Hotels in Istanbul zu sein. Alle gefragten wussten sofort welches Hotel wir meinten und konnte uns den Weg ungefähr (mit Händen und Füssen) zeigen (und das in einer 10 Mio. Stadt). Das Hotel Conrad befindet sich im Besiktas-Viertel gleich oberhalb des Fussballstadions von Besiktas-Istanbul. Wir erreichten das Hotel nur etwa 20 Minuten nach unserer "Vorhut". Diese hatten erst gerade eingecheckt und wollten gerade ihre Zimmer beziehen. Wir hatten direkt Hemmungen einen solchen "Luxusschuppen" in unserem Aufzug zu betreten. Die Portiers, die unsere Koffer auf die Zimmer bringen sollten, mussten unbedingt nach dem Transport unseres Gepäcks die Hände waschen gehen. László hätte auch besser einen Daumenabdruck auf dem Anmeldeformular hinterlassen, als zu unterschreiben. Er hatte Mühe keine Abdrücke mit seinen schwarzen Fingern zu machen. Die Zimmer waren super! Um 1.15 Uhr trafen sich noch einige um auswärts etwas zu essen. Unterhalb des Hotels, gerade in der Nähe das Stadions befand sich ein Imbisstand der stark von Taxifahrern frequentiert wurde. So kamen wir doch noch zu einem Abendbrot. So gegen 3 Uhr waren auch wir in unseren Betten.

Gruppenbild im KinderheimAm nächsten Morgen genossen wir das reichhaltige Frühstücksbuffet. In der Türkei herrschen sonst andere Sitten. Das übliche Frühstück besteht aus Käse, Oliven, Gurken, Brot, Butter und Konfitüre und wenn man Glück hat erhält man noch ein Ei. Hier im Hotel Conrad hatten wir die Qual der Wahl. Der heutige Tag war von Berna organisiert worden. Zuerst sollten wir über die Bosporus-Brücke fahren und dort ein Werk der HONDA Türkey besichtigen, zudem waren wir von der HONDA zum Mittagessen eingeladen worden. Auf dem Areal wartete wieder die Presse auf uns, auch diesmal mit Fernsehteam. Die Führung war recht interessant. Wir konnten das Entstehen eines ganzen Motorrades verfolgen, leider keine Twin. Im Anschluss an das Mittagessen fuhren wir in Begleitung der HONDA zu einem Kinderheim in den Aussenbezirken der Stadt. Da strahlen nicht nur die Kinder.Die HONDA-Schweiz sowie die Türkische-Botschaft in der Schweiz haben je Fr. 500.— gespendet. Das Kinderheim das wir damit beglücken wollten benötigt unbedingt Schulmaterial. Durch Mithilfe der HONDA wurde dieses Geld in Schulhefte, Schulbücher, Schreibmaterial usw. umgesetzt, das wir direkt im Heim übergeben wollten. Es war ein ungewohntes aber sehr schönes Gefühl, den vielen kurzgeschorenen Kindern eine Freude zu bereiten. Bei der HONDA deckten wir uns dann wieder mit Schläuchen ein und erhielten die Bestätigung, dass Sie uns alle Ersatzteile kurzfristig an den nächsten HONDA-Händler auf unserer Route senden würden, falls wir etwas spezielles benötigen.

Am folgenden Tag, unserem letzten in Istanbul, wollten wir noch etwas von der Stadt sehen. Die Stadt ist so gross und vielseitig, dass zwei Tage eigentlich viel zu wenig sind, aber man kann ja mal per Flugzeug auf ein Wochenende vorbeikommen.

Am 20. September verliessen wir Istanbul und fuhren Richtung Osten. Das ursprüngliche Tagesziel wäre eigentlich Pamukkale gewesen. Doch 640 km sind in dieser Gruppengrösse nur auf der Autobahn zu machen und wir wollten eigentlich eher Nebenstrasse fahren. So beschlossen wir einfach mal zu fahren, mal sehen wie weit wir kommen würden.Blick aus dem Hotelzimmer in Usak Von Darica setzten wir mit der Fähre über nach Topçular. So sparten wir uns dem Umweg, die ganze Bucht zu umfahren. Von Yalova weiter über den Hügel an den Iznik Gölü See; hier waren alle Nebenstrassen in sehr schlechtem Zusand, manchmal fehlten ganze Strassenstücke, so dass unser Bedarf an Schotterstrassen vorerst gedeckt war. Wir hielten uns weiter südlich, es wurde immer wärmer. Der Wind, der uns der Küsten entlang so behindert hatte fehlt hier fast gänzlich. Auch die Landschaft ändert sich langsam. Die Gegend um Tavsanli ist ein Hochmoor wo, auch heute noch Kohle abgebaut wird. Unser Weg führte direkt durch ein Abbaugebiet und war nicht durchgehend geteert. Die Braunkohle wurde im Tagbau gefördert. Die Stadt selbst war nicht sehenswert. Sie war schmutzig und die Luft war voller Kohlepartikel. Die einheimische Bevölkerung war nett und zuvorkommend, aber nicht mehr so aufgeschlossen wie in Istanbul. Wir trafen hier fast nur verschleierte Frauen. Für einen kleinen Imbiss hatten wir uns im Städtchen verteilt. Berna zeigte uns diverse Türkische Spezialitäten in einer kleinen Bar. Es handelte sich um eine Türkische Pizza. Einen Teigboden belegt mit Käse oder mit Hackfleisch, dazu ein Getränk aus Joghurt, Salz und Wasser. Wir kamen heute nur bis Usak. In einem Hotel übernachteten wir und fuhren am nächsten Tag weiter bis Pamukkale.

 

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